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Value Engineering: Wie Sie InnovationsFRUST in InnovationsLUST transformieren

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6 Minuten Lesezeit
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  • Immer wieder scheitern Unternehmen bei der Realisierung von Produktinnovationen an ihren ambitionierten Zielen.

  • Die Ursachen für das Scheitern von Innovationsprojekten reichen vom falsch priorisierten Lastenheft über fehlende Kostenkontrolle bis hin zur mangelnden abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit.

  • Ein vielversprechender Lösungsansatz, um diese Probleme zu lösen, ist das Value Engineering. Es unterstützt Sie dabei, Lösungen zu finden, die maximalen Wert generieren und innovative, kundenzentrierte Produkte und Services zu realisieren.

Die Digitalisierung in der Industrie, aber auch steigende und wechselnde Kundenanforderungen verändern das Wesen der Produktinnovation selbst: Produktteams müssen neue Wege denken und gehen, um differenzierte, intelligente und wertvolle Produkte zu entwickeln, die neuen Kundenbedürfnissen entsprechen.

Dabei gilt es im Blick zu haben, dass die wertvollsten Ideen nicht durch das überwältigende Potenzial neuer Möglichkeiten verschleiert werden. Wie Unternehmen dies realisieren, erklärt dieser Blogpost. 

Kennen Sie diese oder ähnliche Szenarien? Mit vollem Elan wird die Entwicklung einer neuen Produktinnovation gestartet. Ziel ist es beispielsweise, den Funktionsumfang zu erweitern und gleichzeitig die Herstellungskosten um mind. 30 Prozent zu senken. Im Verlauf des Entwicklungsprojekts stellt das Projektteam fest, dass die ambitionierten Ziele nicht erreicht werden können. Die Realisierung scheitert. Diese Kluft zwischen Intention und erfolgreicher Umsetzung – die Herausforderung, eine Idee in ein innovatives, marktreifes Produkt zu transformieren – wird als Innovation Orchestration Gap (IOG) bezeichnet.

Dieser Blog befasst sich mit den Ursachen, warum Unternehmen ihre gesteckten Ziele nicht erreichen. Anhand konkreter Lösungsansätze erfahren Sie, wie Sie die Hürden auf dem Weg zu erfolgreicher Produktinnnovation überwinden können.

Die Basis für erfolgreiche Produktinnovation: Probleme erkennen, Lösungen finden

Mit der Erfahrung aus zahlreichen Projekten haben wir drei wesentliche Ursachen identifiziert, warum Innovationsprojekte im Bereich der Produktentwicklung scheitern:

  • Es gibt ein umfangreiches, sehr detailliertes Lastenheft, doch eine Priorisierung und Wertdefinition der Anforderungen und Funktionen hat nicht stattgefunden.
  • Das Team legt den vollen Fokus auf die (zusätzlich) geforderte Funktionalität und treibt das Innovationsprojekt so mit voller Inspiration voran. Die Verantwortlichkeiten für die Kosten im Projekt wurden jedoch nicht definiert und der Blick darauf wird während der Entwicklung vernachlässigt.
  • Hürden – reelle oder fiktive – verhinderten eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit.

In der Regel sind es nicht alle, wohl aber eine Kombination aus verschiedenen Ursachen, die zum Scheitern von Produktinnovation führt – obwohl gewisse Indikatoren bereits bei Projektstart erkennbar waren. Ein in zahlreichen Zühlke Projekten genutzter Lösungsansatz, diese Indikatoren frühzeitig sichtbar zu machen und so das Scheitern zu verhindern, ist das Value Engineering. Es unterstützt Sie dabei, Potenziale im Rahmen der Produktentwicklung zu erkennen und Lösungen zu finden, die maximalen Wert generieren. Bei dieser strukturierten Denkmethode liegt der Fokus auf dem Verhältnis von Kosten und Kundennutzen.

Ziel des Value Engineering ist es, maximalen Nutzen unter geringstmöglichem Ressourceneinsatz zu erzielen – also Material- und Personaleinsatz zu reduzieren. Value Engineering stellt sicher, dass Produkte für Ihre Kunden wahren Wert generieren und dass diese Wert-Generierung durch eine entsprechende kostenorientierte Produktgestaltung umgesetzt wird. Damit ist das Value Engineering ein wichtiger Grundstein zur Entwicklung innovativer, kundenzentrierter Produkte und Services und, um dem Wettbewerb einen Schritt voraus zu sein.

Value Engineering: Mit der Kostenbrille finden Sie den Weg zu erfolgreicher Innovation

Eine wesentliche Rolle beim Value Engineering spielt der stetige und ununterbrochene Blick auf die Kosten. Bevor Sie mit der eigentlichen Produktinnovation, also der Umsetzung Ihrer Idee starten, stellen Sie sich daher die einfache Frage: Wer kann welchen Beitrag leisten, um den Wert zu steigern? Erfolgreiche Produktinnovation kann nur gelingen, wenn Sie klare Verantwortlichkeiten für die Kosten definieren und alle betroffenen Abteilungen in das Projekt einbeziehen:

Vier Bereiche Value engineering Beziehen Sie alle Abteilungen in Ihr Projekt ein. Wenn sich jede Abteilung auf ihre wesentlichen Ziele bzw. Aufgaben fokussiert, hat dies den maximalen Impact auf erfolgreiches Value Engineering.

Sorgen Sie dafür, dass alle Teammitglieder stets die Kostenbrille tragen. Denn Value Engineering ist Innovation im Blickwinkel von Technik und Kosten. Nicht selten ist ein echter Mindset Change im Unternehmen nötig, damit alle Mitarbeitenden die neue Kultur in ihrer DNA verankern und mit Begeisterung leben. Wie Sie einen solchen Kulturwandel angehen und welche Hürden Ihnen auf dem Weg begegnen, lesen Sie in unserem Blog „Product Innovation heißt Business Transformation“.

Ihre Teams und deren Zusammenarbeit sind wesentliche Erfolgsfaktoren für das Gelingen von Value Engineering und damit von erfolgreicher Produktinnovation. Bei der Zusammenstellung Ihrer Entwicklungsteams gibt es einige Stolperfallen zu beachten:

  • Kernteam und Management: Aus unserer Erfahrung heraus empfehlen wir ein kleines, schlagkräftiges Kernteam – bestehend aus ProjektleiterIn und je einem Mitarbeitenden aus Produktmanagement, Forschung & Entwicklung, Einkauf und Produktion – gepaart mit einem entscheidungsfreudigen Management. Denn das “Nicht-Entscheiden” zählt in Projekten zu den größten Kostentreibern in der Entwicklung und stellt damit eine große Gefahr für den Erfolg von Innovationsprojekten dar. Weitere spezifische Fachleute werden bei Bedarf gezielt zum Team hinzugezogen.
     
  • Vision: Viele Projekte scheitern weniger aufgrund fehlender Motivation der Mitarbeitenden, sondern aufgrund von Disharmonie im Team bzw. unterschiedlicher Arbeitsweisen, Ideen und Vorstellungen, wie das Projektziel erreicht werden kann. Schaffen Sie deshalb eine gemeinsame Vision, wie das Projektziel aussieht und wie es erreicht werden kann. Und:

Value Engineering: Schritt für Schritt zu erfolgreicher Produktinnovation

Die erfolgreiche Umsetzung von Value Engineering ist ein großer Schritt für die meisten Unternehmen. Nicht selten so groß, dass sie an der Realisierung scheitern. Daher lautet unsere recht banal klingende Empfehlung: Machen Sie die Schritte kleiner.

make smaller steps in projects

Die Grafik zeigt: Es lohnt sich, klein zu starten, Meilensteine zu definieren, Erfolge zu feiern und dann die nächsten Schritte zu machen. Erkennen Ihre Mitarbeitenden, dass sich die von Ihnen mitgestalteten, innovativen Produkt erfolgreich am Markt etablieren, realisieren Sie auch die persönlichen Erfolge ihrer Arbeit und damit den Wert des Value Engineering für Ihr Unternehmen und Ihre Kunden. Die Folge: Sie werden die neue Arbeitsweise schneller akzeptieren und den Wandel motiviert und schrittweise vorantreiben.

Auf dem Weg bzw. beim Erreichen der definierten Meilensteine liegt der Fokus bei vielen Unternehmen leider noch auf der bürokratischen Korrektheit, diese mit unzähligen Unterschriften formal korrekt freigeben zu lassen. Machen Sie sich frei davon. Bürokratie und Unterschriftensammlungen machen Ihre Produkte weder zuverlässiger noch kostengünstiger. Um innovative Produkte rasch entwickeln und monetarisieren zu können, ist es wertvoller, die Personen selbst und nicht nur ihre Unterschriften in das Projekt einzubinden: Durch aktive Mitarbeit in entsprechenden Reviews können beispielsweise kritische Punkte identifiziert werden. So verhindern Sie eine spätere Entwicklungsschleife. Der Vorteil: Das Produkt ist schneller auf dem Markt und Sie haben die Kosten fest im Griff.

Zudem orientieren sich viele Unternehmen noch immer krampfhaft in Richtung „Grüne Wiese“-Projekt. In den meisten Fällen zeichnet sich eine nächste Produktgeneration durch einige sehr gezielte und für den Kunden wertgenerierende Innovation aus, doch der Rest des Produktes oder Services basiert in der Regel auf bereits Etabliertem. Der Blick zurück lohnt sich! Was hat sich bewährt und wo besteht noch Kostenreduktionspotenzial? So können Sie auf eine zuverlässige Basis aufbauen und sich auf die wahre Innovation konzentrieren.

Und immer wieder muss es im Rahmen Ihres Innovationsprojektes heißen: Kosten-Nutzen-Fokus. Schaffen Sie von Beginn an Klarheit, was das Kosten-Nutzen-Verhältnis Ihres Projektes betrifft und kontrollieren Sie, ob sich das Verhältnis im Projektverlauf ändert. Erstellen Sie zunächst eine Analyse des Ist-Zustand und leiten Sie daraus Potenzial und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Ihrer Innovation ab. Dann heißt es „Go“ oder No Go“. Nehmen Sie nur erfolgversprechende Projekt in Angriff und haben Sie den Mut, Projekte zu verwerfen, wenn die Analysen mangelnde Erfolgsaussichten zeigen. Value Engineering hilft Ihnen dabei, sich auf die Innovationsprojekte zu konzentrieren, die wahres Potenzial bieten und die Projekte zu verwerfen, die Ressourcen ohne Erfolgspotenzial verschwenden.

Das Ergebnis: Sie entwickeln ein Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kunden, können bewusste Entscheidung treffen, um innovative Produkte und Services erfolgreich zu realisieren, Sie steigern die Innovationskraft des gesamten Unternehmens und schließen den oben erwähnten Innovation Orchestration Gap nachhaltig. Kurz gesagt: Aus InnovationsFRUST wird InnovationsLUST.

Mehr zum Thema Innovation Orchestration Gap erfahren Sie in unseren Blogposts „Innovation in der Produktion: Die Hürden der Digitalisierung, die erfolgreiche Innovation verhindern“ und „Entdecken Sie die drei Dimensionen erfolgreicher Innovation in der Industrie“.

Michael Hediger
Ansprechpartner für die Schweiz

Michael Hediger

Lead Project Manager

Michael Hediger is System Engineering (Technical Lead) and since Mai 2013 at Zühlke. He is Dipl. Ing. FH in Mechatronik. His main area of expertise includes production-suited productsdesignes (Design for Manufacturing). He worked mainly for sensors- and Optics-Development.

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