Data Strategy

Der EU Data Act: Was Sie für die Datenökonomie brauchen

Der EU Data Act wird die Art und Weise verändern, wie Daten zwischen Geräten, Organisationen, Behörden und Endnutzern ausgetauscht werden. Wie wird sich dies auf Ihr Unternehmen auswirken? Und welche Auswirkungen hat dies auf die Geschäftsinnovation insgesamt?

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Mit Insights von...

Der EU Data Act unterstreicht die wachsende Notwendigkeit, Daten zu teilen, die in allen Bereichen unseres Lebens eine Rolle spielen - vom Alltagsgerät bis zum Gesundheitswesen. 

Die Beseitigung von Datenbrüchen ist der strategische Eckpfeiler eines florierenden Data Ecosystem. Wenn wir Daten zugänglicher machen, gewinnen sie an Bedeutung - und es eröffnen sich dadurch ganz neue Wertschöpfungsketten.  

Das ist zum Teil der Gedanke, der hinter dem noch jungen EU Data Act steht. Das Gesetz soll den Datenaustausch zwischen Geräten/Maschinen, Organisationen, Behörden und Endnutzern gesetzlich regeln. Aber was genau bedeutet das für jede dieser vier sehr unterschiedlichen Parteien? Und was genau muss sich ändern, um einem völlig neuen Regelwerk zu entsprechen?   

Nachfolgend zeigen wir Ihnen die Fakten, die Sie kennen sollten: 

Was ist der EU Data Act? 

Mit dem Data Act will die Europäische Kommission im Wesentlichen eine Basis für einen umfassenderen Datenaustausch schaffen. Sie möchte dafür ein rechtssicheres Umfeld schaffen, das es Unternehmen ermöglicht, Daten offener auszutauschen, und das Endkunden mehr Macht über ihre eigenen gibt.  

Mit dem Schwerpunkt auf durch IoT-Devices erzeugte Daten verfolgt das EU-Datengesetz vier Hauptziele: 

  1. Gewährleistung einer fairen Verteilung des Datenpotenzials unter den  Akteuren im digitalen Umfeld  
  2. Schaffung eines wettbewerbsfähigen Datenmarkts  
  3. Kreation von neuen Möglichkeiten für datengetriebene Innovation  
  4. Daten für alle leichter zugänglich machen 

Insbesondere das vierte Ziel ist knifflig. Ein Aspekt des Datenzugangs ist die Einführung von Vorschriften, die den nahtlosen Wechsel zwischen Anbietern von Cloud-Diensten (und anderen Datenverarbeitungsdiensten) erleichtern. Dadurch werden kommerzielle, technische und vertragliche Hindernisse beseitigt, was den Verbrauchern mehr Flexibilität beim Wechsel zu anderen Dienstanbietern gibt.     

Daten „für alle verfügbar“ zu machen, ist jedoch ein hochgestecktes Ziel, das nicht erreicht werden kann, ohne neben den Chancen auch die Herausforderungen und Risiken zu berücksichtigen. Richtig angepackt, können wir aber alle davon profitieren. 

Wenn man verschiedene Datenquellen demokratisiert und branchenübergreifend miteinander verknüpft, kann man völlig neue Produkte und bessere Kundenerlebnisse schaffen“. 

Derzeit „kochen viele Unternehmen ihr eigenes Süppchen“ und teilen nicht wirklich viele Daten untereinander oder mit ihren Kunden. Einige vorausschauende Unternehmen und Einrichtungen versuchen, ihre Daten zu strukturieren und sie besser nutzbar zu machen, aber die EU ist einen Schritt weiter: Sie versucht, ein starkes Ökosystem zwischen Unternehmen mit vielfältigeren Datenquellen zu schaffen. Das heißt, nicht nur von Ihrem Unternehmen, sondern auch von Unternehmen aus benachbarten Branchen. 

Wenn Sie diese Datenquellen miteinander verknüpfen, können Sie plötzlich völlig neue Produkte entwickeln und bessere Kundenerlebnisse kreieren. Es geht um die Demokratisierung und Wertschöpfung von Daten, indem der Zugang zu ihnen auf jeder Ebene geöffnet wird. 

Data-driven Innovation fördern 

Die Europäische Kommission schätzt, dass etwa 80 % der in der Industrie erzeugten Daten ungenutzt bleiben - entweder, weil sie nicht für die gemeinsame Nutzung optimiert sind, oder weil die Unternehmen ihren Wert nicht erkennen. 

Großes Innovationspotenzial liegt also einfach brach, und genau das will der Data Act ändern. Es handelt sich um eine Gesetzesänderung, die sich nachhaltig auf alle Branchen auswirken wird, die (auch nur am Rande) mit Daten zu tun haben. Der Zugang zu diesen Daten wird standardisiert und sie können von fast jedem genutzt werden, der sie verwenden möchte.  

Im Bereich Konsumgütertechnologie beispielsweise werden durch den Data Act zukünftig auch Unternehmen und Einrichtungen, die nicht der Produkthersteller selbst sind, Kundendaten nutzen können - allerdings nur mit Zustimmung der Verbraucher:innen. Eine spannende Entwicklung für IoT. Mit Daten, die zum Beispiel von einem smarten Kühlschrank gesammelt werden, kann ein Partnerunternehmen bisher unbekannten Nutzen für den Endverbraucher ermöglichen. 

Lesen Sie in den nachfolgenden Tabs drei Beispiele dafür, wie der Data Act die Wertschöpfung aus Daten ermöglicht.Die Beispiele stammen von der EU-Data-Act-Website (Quelle).

  • Wie der Data Act die Wertschöpfung mit Daten ermöglicht

    Im Bereich Konsumgütertechnologie beispielsweise werden durch den Data Act zukünftig auch Unternehmen und Einrichtungen, die nicht der Produkthersteller selbst sind, Kundendaten nutzen können - allerdings nur mit Zustimmung der Verbraucher:innen. Eine spannende Entwicklung für das IoT. Mit Daten, die zum Beispiel von einem smarten Kühlschrank gesammelt werden, kann ein Partnerunternehmen bisher unbekannten Nutzen für den Endverbraucher ermöglichen. 

  • Günstigere Preise

    Der EU Data Act ermöglicht günstigere Preise für Kundendienstleistungen und Reparaturen an den angeschlossenen Objekten. 

    Nehmen wir das Beispiel eines Fabrikroboters, der kaputt gegangen ist. Heute kann nur der Hersteller auf die Daten des Roboters zugreifen. Das lässt der Fabrik keine andere Wahl, als den Hersteller anzurufen, um ihn reparieren zu lassen. Nach dem Data Act können sie beantragen, dass ein billigeres Reparaturunternehmen Zugriff auf die Roboterdaten erhält. 

  • Neue Geschäftsmöglichkeiten

    Der EU Data Act ermöglicht günstigere Preise für Kundendienstleistungen und Reparaturen an den angeschlossenen Objekten. 

    Nehmen wir das Beispiel eines Fabrikroboters, der kaputt gegangen ist. Heute kann nur der Hersteller auf die Daten des Roboters zugreifen. Das lässt der Fabrik keine andere Wahl, als den Hersteller anzurufen, um ihn reparieren zu lassen. Nach dem Data Act können sie beantragen, dass ein billigeres Reparaturunternehmen Zugriff auf die Roboterdaten erhält. 

    Durch die Öffnung des Zugangs zu Daten ebnet der Data Act den Weg für neue Dienstleistungen. 

    Nehmen wir das Beispiel eines Landwirts, der Geräte wie Traktoren und Bewässerungssysteme von verschiedenen Herstellern besitzt. 

    Heute kann der Landwirt die Datenanalyse für seine verschiedenen Geräte nicht auslagern, da die Daten bei jedem Hersteller gesperrt sind. Nach dem Data Act könnte der Landwirt jedoch von einem Unternehmen, das Daten von den verschiedenen Geräteherstellern sammelt, maßgeschneiderte Beratung erhalten. 

  • Besserer Zugang

    Der Data Act ebnet den Weg für einen besseren Zugang zu den von einem Gerät gesammelten oder erzeugten Daten. 

    Nehmen wir das Beispiel eines Barbesitzers, der besseren Kaffee servieren möchte, und eines Kaffeemaschinenherstellers, der sein Produkt verbessern möchte. 

    Heute kann nur das Unternehmen, das die Kaffeemaschine herstellt, auf die von der Maschine gesammelten Daten zugreifen - Daten, die für die Entwicklung der nächsten Generation von Kaffeemaschinen benötigt werden. Der Barbesitzer beispielsweise hat keinen Zugriff auf wertvolle Informationen wie die Qualität und Temperatur des Wassers oder die Kaffeestärke. Der Data Act stellt klar, dass beide Parteien auf alle von der Maschine gesammelten Daten zugreifen können. 

Im Finanzsektor werden die Initiativen des Datengesetzes einen großen Beitrag dazu leisten, die Art von „Datenmarktplatz“ zu ermöglichen, von dem künftige Banking-Dienstleistungen und Open-Banking-Potenziale abhängen werden. 

Die Europäische Bankenvereinigung befürwortet in einem aktuellen Bericht veröffentlicht wichtigsten Grundsätze des EU Data Act. Sie begrüßt die Absicht der Europäischen Kommission, die Herausforderung der Lock-in-Effekte für Geschäftskunden von Datenverarbeitungsanbietern anzugehen, und erklärt, dass die Kombination von Daten aus verschiedenen Branchen das größte Potenzial für die Bereitstellung neuer Dienstleistungen und neuer Customer Experience birgt. 

„Experience“ könnte in diesem Zusammenhang bedeuten, dass es für die Menschen einfacher wird, den Anbieter zu wechseln, ohne ihre historischen Transaktionsdaten zu verlieren. Oder es könnte bedeuten, dass die Tür zu völlig neuen, stärker personalisierten und bisher nicht existenten Finanzdienstleistungen geöffnet wird. 

„Es ist ein enormes Innovationspotenzial, das brach liegt. Und genau das will der Data Act ändern“. 

Auch im Gesundheitswesen wird es mit der zunehmenden Demokratisierung von Daten einfacher, Trends zu erkennen, Krankheiten zu diagnostizieren und zu verfolgen. Als europäischer Fachverband der Medizintechnikindustrie hat MedTech Europe bereits seine Unterstützung für das Datengesetz als Mittel zur „Förderung eines Ökosystems für die gemeinsame Nutzung von Daten, das datengesteuerte Innovationen unterstützt und gleichzeitig die Rechte der Bürgerinnen und Bürger gewährleistet“, veröffentlicht. 

Aber hier müssen die Regeln des Data Act mit denen der bereits strengen medizinischen Regularien und Zulassungen zusammenwirken.  

Die Branche der Medizintechnik ist bereits stark reguliert. Unternehmen können kein Produkt als Medizinprodukt auf den Markt bringen, ohne die Sicherheit und den angestrebten Nutzen nachzuweisen. Es handelt sich also um eine Branche, die mit Vorschriften und Leitplanken bereits bestens vertraut ist.  

Andere Branchen haben vielleicht nicht so viel Erfahrung. Für jedes Unternehmen, für das die DSGVO eher ein Game-Breaker als ein Game-Changer war, werden weitreichende gesetzliche Änderungen im Zusammenhang mit Daten - insbesondere solche, die vorgefasste Meinungen über die Funktionsweise der Datenwirtschaft in Frage stellen - eher als Herausforderungen statt als Chancen erscheinen.   

Das führt uns zur zentralen Frage, die dem EU Data Act in seiner jetzigen Form zugrunde liegt: Wie kommen wir von hier nach dort? 

Wie reagiert die Wirtschaft Iauf den EU Data Act?

Nur wenige Gesetzesänderungen treten ohne Widerstand in Kraft. Und trotz der Unterstützung der Wirtschaft für diese Gesetzesänderungen steht das EU-Datengesetz auch in der Kritik.   

Selbst unter seinen Befürwortern gibt es Forderungen nach mehr Klarheit in Bezug auf Schlüsselfragen wie Geschäftsgeheimnisse, Bürgerrechte und Datenschutz. In dem überwiegend positiven Bericht von MedTech heißt es beispielsweise auch, dass man „mehr Klarheit darüber begrüßen würde, wie solche Anforderungen mit dem Design medizinischer Technologien zusammenpassen würden. Da man weiß, dass die bestehenden, branchenspezifischen Rechtsvorschriften bereits die Designmerkmale solcher Geräte betreffen“.  

Ebenso fordert der Bericht der Europäischen Bankenvereinigung (EBF) „einen [klarer] definierten Anwendungsbereich für neue Verpflichtungen für den Datenzugriff durch vernetzte Produkte und damit verbundene Dienste“. 

Das EU-Datenschutzgesetz wird dauerhafte Auswirkungen auf alle Wirtschaftszweige haben, auch wenn sie nur am Rande mit Daten zu tun haben“. 

Vor allem Führungskräfte von Siemens und dem Softwarehersteller SAP haben sich besorgt über die Gefahren geäußert, die sich ergeben, wenn man in einem Markt, in dem die Unternehmen noch nicht auf ein Data Ecosystem vorbereitet sind, zu schnell mit Änderungen bei der gemeinsamen Nutzung von Daten vorgeht.  

Die Unternehmen schreiben in einer gemeinsamen Erklärung: „Es besteht die Gefahr, dass die europäische Wettbewerbsfähigkeit untergraben wird, indem die gemeinsame Nutzung von Daten - einschließlich Kern-Know-how und Konstruktionsdaten - nicht nur mit dem Nutzer, sondern auch mit Dritten vorgeschrieben wird“.    

Anderswo ist die Stimmung jedoch eher vorsichtig optimistisch als ablehnend. Im Moment befinden sich die meisten Unternehmen in einer Art Lauerstellung. Sie beobachten die Entwicklungen und versuchen, die Folgen für sie als Hersteller oder Dienstleister abzuleiten. Aber sie haben noch nicht damit begonnen, Governance-Strukturen zu schaffen, die das Beschriebene umsetzen.  

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich heute darauf vorzubereiten, morgen am EU-Plan für eine Datenökonomie teilzunehmen. 

Die Basis für datengetriebene Innovation schaffen 

Der EU Data Act mag noch in den Kinderschuhen stecken, aber er ist ein Wegweiser in eine Zukunft, in der Business-Innovation offen, datengetrieben und grenzenlos ist.  

Entscheidend ist, dass der Wandel von innen heraus beginnt. Die Unternehmen, die in diesem Umfeld wachsen und die Vorteile des Innovation-Ecosystem-Ansatzes nutzen, werden am Ende die Nase vorn haben. Sie werden sich darauf konzentrieren, interne Datensilos abzubauen und eine Strategie und ein Framework zu schaffen, um sowohl eigene Daten als auch Daten von Dritten in Mehrwert und nutzenbringendes Wissen zu verwandeln. 

„Die Vorbereitung auf datenbasierte, grenzenlose Innovation erfordert einen Wandel in Ihrer Organisation - nach innen und nach außen“. 

Es geht vor allem darum, die Grundlagen zu schaffen. Diese Art der Veränderung verlangt von Unternehmen große Veränderungen der internen Arbeitsweise, z. B. Qualitätsmanagementsysteme, Prozesse, Mitarbeitende, Datenkontrolle und Data Governance.   

Aber sobald Sie diese Grundlage geschaffen haben, gibt es keinen Grund mehr, warum Sie nicht neue, innovative Dienstleistungen auf den Markt bringen können, die faire und ethische Praktiken, Zugänglichkeit, Sicherheit und - natürlich - die Einhaltung von Vorschriften gewährleisten. 

Demokratisiertes Wissen ist die Grundlage für die Innovation Ecosystems von morgen. Sprechen Sie noch heute mit uns darüber, wie unsere ISO-zertifizierten Strategen, Wissenschaftler und Ingenieure Sie dabei unterstützen können, mit der richtigen Datenstrategie und Data & AI Lösungen ein datengestütztes Unternehmen zu werden.