Versicherungen

Mit dem Internet of Things gegen Wasserschäden

In diesem Blogpost erfahren Sie, wie Versicherungen auf diesem Weg ihre eigenen Prozesse optimieren und Mehrwerte für Ihre Kunden generieren können.

Using IoT prevent water damage
  • Die Nutzung des Internet of Things (IoT) lässt sich in vier Kategorien unterschiedlicher Reifegrade einteilen.
  • Innovative Versicherer zeigen bereits, wie mit relativ einfachen IoT-Anwendungen teure Wasserschäden verhindert werden können.
  • Mit der höchsten Kategorie der IoT-Vernetzung können Versicherer Ökosysteme schaffen und ganz neue Geschäftsfelder erschließen.
6 Minuten Lesezeit

Sensoren können viel mehr, als nur defekte Wasserleitungen frühzeitig entdecken. Eingebunden in datenbasierte Plattformen werden sie zur Grundlage für ganze digitale Ökosysteme. In diesem Blogpost erfahren Sie, wie Versicherungen auf diesem Weg ihre eigenen Prozesse optimieren und Mehrwerte für Ihre Kunden generieren können.

Über die Hälfte der Deutschen hat schon einmal einen Wasserschaden erlitten. Leckt das Wasser erst einmal, kann es rasch eine ganze Wohnung unbewohnbar machen und Schäden von hunderttausenden Euros verursachen. Das ist ärgerlich für die Wohnungsinhaber und teuer für deren Versicherungen. 

Das Internet of Things (IoT) kann dabei helfen, solche Schäden zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Doch das Potential dieser neuen Technologie geht weit darüber hinaus. Mit fortschreitender Einbindung von verschiedenen IoT-fähigen Geräten können Versicherungen ganze datenbasierte Ökosysteme kreieren, mit denen sie neue Services anbieten und ihr Geschäftsmodell erweitern können.

Grundsätzlich lässt sich die Nutzung des Internet of Things in vier Kategorien unterschiedlicher Reifegrade einteilen: 

Vernetzung durch Sensoren

IoT Level 1: Vernetzung von Sensoren

Auf der ersten Stufe geht es darum, mit ersten IoT-Sensoren Daten zu erheben. Um präventiv gegen Wasserschäden zu wirken, versieht man etwa einen neuralgischen Punkt der Wasserleitung mit einem oder mehreren Sensoren. Bereits heute wird einem beim Kauf solcher Geräte, etwa auf Amazon, auch gleich eine Versicherung gegen Wasserschäden zu einem günstigeren Preis angeboten. Auch wenn hier der direkte Nutzen für den Versicherer noch beschränkt ist, kann er den Kunden in die Welt des Internet of Things einführen und den Grundstein für einen weiterem Ausbau legen. 


Ein Beispiel für ein solches Wassersicherungssystem ist Sense Guard von Grohe. Der Versicherer HDI bietet seiner Kundschaft das System zu einem vergünstigten Installationspreis an – und gewährt zudem einen Rabatt auf die Wohngebäudeversicherung. Mit gutem Grund: Erkennen die IoT-fähigen Sensoren des Sense Guard einen Rohrbruch, wird die Wasserzufuhr automatisch gestoppt. Der Kunde erhält zudem eine Meldung auf sein Handy. Die Provinzial Rheinland hilft sogar bei der Installation des Sense Guard mit seinem Netzwerk von Handwerkern; Axa bietet seinen Kunden bei der Installation eines ähnlichen Systems einen Preisnachlass von zehn Prozent. 
 

IoT Level 2: Gewinnung von Erkenntnissen 

Schon auf der zweiten Stufe sind heute IoT-Anwendungen möglich, welche für Versicherer wie auch die Kunden weiteren Mehrwert liefern. Hierbei geht es darum, das Sensor-Netz auszubauen und anhand der gesammelten Daten erste Rückschlüsse zu ziehen. Installiert man etwa einen zweiten Sensor an einer anderen Stelle in der Wasserversorgung lässt sich feststellen, ob die Durchflussmenge an beiden Orten gleich ist. Ist sie es nicht, deutet dies auf eine Fehlfunktion oder gar ein Leck hin. Für die Digitalisierung der Versicherer ein spannender Aspket, denn sie  können diese gesammelten Daten nutzen, um ihr Produktangebot zu verbessern oder ihre Schadenquoten zu senken. 

Die Munich Re geht in einem Projekt bereits in diese Richtung. Sie stattete eine Baustelle in München für die Überwachung gegen Wasserschäden mit 25 Multifunktionssensoren aus. Diese registrieren nicht nur Wasser, sondern auch Luftfeuchtigkeit sowie Umgebungstemperatur und übermitteln diese an die IoT-Plattform der Munich Re. Sind die Werte kritisch, informiert die Versicherung die Bauleitung und verhindert so Schäden. Die so verbauten Sensoren können später die Grundlage für ein ganzheitliches Leckage-Monitoring darstellen und deren Informationen mit Daten aus anderen Quellen wie Waschmaschinen weiter angereichert werden

IoT Level 3: Die Entstehung von IoT Plattformen 

Zusätzlich zur Gewährung von Kundenrabatten können Versicherer die Sensordaten aber auch in die eigenen digitale Systeme einbinden. Das würde neben der Prävention auch erlauben, operative Prozesse wie z.B. den Schadensprozess effizienter zu gestalten. Deuten die Daten der Sensoren auf ein Leck hin, erübrigen sich womöglich teure Abklärungen vor Ort. Bilden die Daten jedoch keine Abweichungen ab, könnte das hingegen ein Hinweis auf einen versuchten Versicherungsbetrug sein. 

Mit der Einbindung von IoT und den erzeugten Datensätzen in die eigene IT/Prozesse stellt sich für die Versicherer die Frage, wer diese Plattformen betreiben soll. Größere Unternehmen hätten die Ressourcen dazu. Mittlere und kleinere Versicherer werden diese Aufgabe mittelfristig vielleicht eher an ein spezialisiertes Start-up oder an die Hersteller der Hardware-Geräte auslagern.

Denn in der dritten Stufe der IoT-Nutzung wächst die Komplexität: Man erhebt Sensordaten verschiedener Geräte und bündelt diese auf einer zentralen Plattform. Im Beispiel des Badezimmers würde das heißen, dass auch die Waschmaschine in das IoT eingebunden ist. So lassen sich etwa Daten über den Wasserverbrauch erheben – und zusätzliche Fehlerquellen in der Wasserversorgung feststellen. 
 

IoT Level 4: Ein digitales Ökosystem für die (Unternehmens)Kunden 

In der vierten Nutzungsstufe des Internet of Things werden die Daten nicht mehr auf eine einzige zentrale Plattform geladen. Vielmehr entsteht durch die Vernetzung von einzelnen IoT-Clouds – der Wassersensoren Cloud, Waschmaschinen Cloud, Raumklima Cloud – und deren Datenplattformen ein ganzes IoT-Ökosystem. Die Daten auf den verschiedenen Plattformen ermöglichen in Kombination völlig neue Ansätze. Mit dem Zugriff (z.b. via APIs) auf die Daten der Wassersensoren von Stadtwerken und privater Verbrauchsdaten kann beispielsweise festgestellt werden, wo es Lecks im Wassernetz gibt oder wo Wasser unerlaubt abgeführt wird. So können nicht nur Schäden vermieden, sondern auch der Wasserverbrauch reduziert werden. 

Versicherungen haben dadurch die Möglichkeit, Risiken zu minimieren und Schadensprozesse weiter zu vereinfachen. Sie können ihren Kunden (ob Unternehmen oder Endkunden) auch neue Services anbieten – etwa die präventive Wartung, Schutz vor Wasserdiebstahl oder einen Überblick über Strom- und Wasserverbrauch. So können Versicherungen dank dem Internet of Things in Zukunft neue Welten betreten.
 

Verschiedene Dimensionen meistern

Das Internet of Things bietet, wie am Beispiel von Wasserschäden aufgezeigt, für Versicherer großes Potenzial im Bereich der Digitalisierung. Der Weg, ein Spieler in diesem spannenden Markt zu werden, ist weniger komplex, als es manchmal auf den ersten Blick wirkt. Dennoch müssen Versicherungen unter anderem entscheiden, welcher Business Case für sie Sinn ergibt und welche Leistungen selbst erbracht oder eingekauft werden. Ein strukturiertes Vorgehen und eine realistische Einschätzung auf welchem der vier aufgezeigten IoT-Level man sich gerade bewegt bzw. bewegen möchte, sind der Schlüssel zum Erfolg.

Was für die Umsetzung eines IoT Projektes benötigt wird und wie man die größten Herausforderungen löst, beschreiben wir in unserem nächsten Blog. 
 

Stefan Mühlenbruch, Head of Market Unit Cross Markets and Partner
Ansprechpartner für Deutschland

Stefan Mühlenbruch

Head of Market Unit Cross Markets & Partner

Stefan Mühlenbruch ist seit 2020 Teil von Zühlke und verantwortet die Market Unit "Cross Markets" in Deutschland. Gemeinsam mit seinen Teams fokussiert er sich auf die digitale Transformation von Unternehmen aus den Bereichen Energy, Retail, Travel & Transport, Telecommunications, Media und dem Public Sector. Für Stefan steht der konkrete Nutzen von Technologieprojekten im Vordergrund. Sein Leitprinzip: Technologie nicht um ihrer selbst willen, sondern zur Schaffung von Mehrwerten.

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