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Health Ecosystem Day: Was Akteure im Gesundheitswesen voneinander lernen können

Mit dem Health Ecosystem Day in Singapur haben wir eine neue Plattform ins Leben gerufen, die medizinische Fachkräfte, Branchen- und Technologieexperten, Unternehmer und andere Akteure aus dem Gesundheitsbereich zusammenbringt. So wollen wir die Zusammenarbeit fördern und neue Wege hin zu einem gut vernetzten „Health Ecosystem“ finden.

In diesem Artikel beleuchten wir die Erfolgsfaktoren, die für eine bessere Zusammenarbeit und mehr Innovation innerhalb dieses Ökosystems notwendig sind. 

Health Ecosystem Day 2023
8 Minuten Lesezeit
Mit Insights von...

Bei dem 2022 World Index of Health Care Innovation belegt Singapur den 10. Platz. Der Stadtstaat zeichnet sich durch eine erschwingliche und patientenorientierte Gesundheitsversorgung aus, hinkt jedoch bei Entwicklungen im Bereich Medizintechnik hinterher. Angesichts der großen Herausforderungen, denen das Gesundheitssystem in Singapur (aber nicht nur dort) gegenübersteht, gibt es also noch viel Raum für Innovationen. Um das Gesundheitswesen für die Zukunft noch besser aufzustellen und die zahlreichen Möglichkeiten optimal zu nutzen, bedarf es neuer Partnerschaften und einer verbesserten Zusammenarbeit innerhalb dieses Ökosystems. 

Traditionelle Akteure wie Pharmaunternehmen, Medizinproduktehersteller und Gesundheitsdienstleister müssen für die Zusammenarbeit mit Start-ups, Technologieanbietern und anderen digitalen Pionieren offen sein. Auch Behörden, Universitäten und Forschungseinrichtungen müssen einbezogen werden. Das ultimative Ziel: die Patient Experience deutlich zu verbessern und gleichzeitig die Kosten im Blick zu behalten, um noch bessere Behandlungsergebnisse für die Patienten zu erreichen.
 

Die Highlights des Health Ecosystem Day 2023

Wir bei Zühlke sind der Ansicht, dass im Gesundheitsbereich zu viele Chancen zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Vorantreiben von Innovationen mit Partnern ungenutzt bleiben. Deshalb hat Zühlke in Singapur den Health Ecosystem Day ins Leben gerufen und über 100 Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen in der Region zusammengerufen. Die Veranstaltung, die am 22. November an der Singapore Management University stattfand, soll einen Beitrag dazu leisten, das Health Ecosystem durch Zusammenarbeit und Innovation erfolgreicher für die Zukunft aufstellen.

Die Veranstaltung bot unter anderem eine Key Note über neue Trends, innovative Lösungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit, spannende Podiumsdiskussionen sowie eine Innovation Zone, in der die neuesten Technologien in der Medizintechnik und im Gesundheitswesen vorgestellt wurden. Das Ziel: Einen Katalysator zu schaffen für einen konstruktiven Austausch und die Förderung strategischer Partnerschaften in der Gesundheitsbranche.

Vom Abgleich der unterschiedlichen Interessen, damit Health Ecosystems optimal funktionieren, bis hin zur Nutzung von Technologie als Mittel zur Skalierung und Bereitstellung einer besseren Versorgung: Aus den Diskussionen und Vortragen ergaben sich spannende Insights, gerade auch zu potenziellen Erfolgsfaktoren. In diesem Blogpost gehen wir näher auf diese Insights ein und beleuchten, wie eine bessere Zusammenarbeit und mehr Innovation innerhalb des Health Ecosystems möglich werden. 
 

1. Von einer besseren Zusammenarbeit profitieren sowohl Technologieunternehmen als auch traditionelle Akteure

Die Zukunft des Gesundheitswesens hängt in hohem Maße von dessen Fähigkeit ab, sich zu innovieren. Diese Innovationsfähigkeit wiederum kann nur in Zusammenarbeit aller Beteiligter im Ökosystem gesteigert werden. Dazu gehören neben traditionellen Gesundheitsdienstleistern auch Technologieunternehmen und Regierungsbehörden.

Dr. Cheong Wei Yang, Vice Provost an der Singapore Management University und Senior Advisor im Gesundheitsministerium, sprach in seiner Key Note dazu, wie Public Private Partnerships den Weg zu einem kooperativeren und innovativeren Gesundheitsökosystem ebnen können. 

Das gesamte System müsse „in Gang kommen“ und zusammenarbeiten, um die Gesundheit der Bevölkerung besser zu verwalten. „Über einen Teil der Daten verfügt die Regierung. Andere Daten wiederum liegen bei privaten Gesundheitsdienstleistern und Medizintechnikunternehmen. Wie können wir diese Daten zusammenführen?“ Dr. Cheong betonte, wie wichtig es sei, eine Antwort auf diese Frage zu finden. 
 

Collaboration in finance

Trotz der entscheidenden Bedeutung von Digitalisierung werden sowohl traditionelle Akteure als auch technologische Innovatoren ihren Platz im Gesundheitswesen der Zukunft finden. Letztere werden häufig noch als Störfaktoren für die traditionellen Aspekte der Branche wahrgenommen. Dabei können sich beide Fraktionen im Idealfall ergänzen, anstatt miteinander zu konkurrieren. Dafür müssen sie ihre jeweiligen Stärken einbringen, um gemeinsam Ansätze zur Problemlösung zu entwickeln, statt redundante Lösungen zu produzieren. 

In der Gesundheitsversorgung zum Beispiel werde es „neue Wege geben, die nicht ausschließlich traditioneller Natur sein werden. Doch sie werden auch nicht zu 100 % technologiegetrieben und futuristisch sein, denn bestimmte Dinge müssen auf den bewährten Praktiken und der Erfahrung der Healthcare Professionals beruhen, die letztendlich die Versorgung gewährleisten“, so Dr. Chern Chet Yong, Head of Asia Ecosystem bei 22Health Ventures.

Neuere Technologieunternehmen können viel von etablierten Gesundheitsorganisationen und Fachkräften lernen. Diese traditionelleren Akteure wiederum können von einer engen Zusammenarbeit mit der HealthTech-Branche in Singapur profitieren. Diese hat sich trotz des weltweiten Rückgangs der Geschäftsabschlüsse und Bewertungen in der HealthTech-Branche im Jahr 2022 als resilient erwiesen, was möglicherweise auf das dynamische Tech-Ökosystem, das günstige Geschäftsumfeld und die robuste Infrastruktur Singapurs zurückzuführen ist. 

Laut einem Venture-Capital-Bericht von Enterprise Singapore und Deal Street Asia aus dem Jahr 2022 ist die Branche „erwachsen geworden“. Der Wert und das Volumen der Geschäftsabschlüsse sind zwar zurückgegangen, gleichzeitig wurden jedoch beträchtliche Investitionen getätigt, wie die 300 Millionen US-Dollar schwere Serie-D-Finanzierung des Digital-Health-Unternehmens Biofourmis im Jahr 2022, die dem Start-uo den Status eines Einhorns einbrachte.
 

2. Digitalisierung ist der entscheidende Erfolgsfaktor für Gesundheitssysteme

Unsere Health Ecosystems müssen digital gestärkt werden. Innovation und kontinuierliche Digitalisierung können der Schlüssel sein, um in der heutigen Welt noch wettbewerbsfähiger zu werden. Diese Themen standen im Mittelpunkt der ersten Diskussionsrunde, bei der bestehende und potenzielle Herausforderungen für Innovationen sowie pragmatische Strategien für die Zukunft aufgezeigt wurden.

Eine zentrale Erkenntnis: Innovation ist ein Prozess, der viel Vertrauen erfordert und für den wir Silos aufbrechen müssen. Dies gilt nicht nur für die Prozesse, sondern auch für die Technologien selbst.

Dr Eric Wong
„ Es reicht nicht aus, ein innovatives Produkt allein zu entwickeln, es muss sich auch nahtlos in das breitere Ökosystem einfügen. “
Dr Eric Wong
Group Chief Data and Strategy Officer, National Healthcare Group (NHG)

Die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle. Digitale Technologien eröffnen neue Wege, verbesserte und effizientere digitale Gesundheitslösungen anzubieten – von der Fernüberwachung von Patienten und der Telemedizin bis hin zu personalisierten Gesundheits-Apps und datengesteuerter Diagnostik.  

Daten sind dabei von entscheidender Bedeutung. Laut Dr. Cheong konzentriert sich das Future Health System (FHS) in Singapur dabei auf drei Bereiche: Bevölkerungsgesundheit, Prävention und Präzisionsmedizin. Damit das FHS Realität werden kann, wird Folgendes benötigt: 

  • Ein starkes Fundament von Gesundheitsdaten
  • Medizin- und Gesundheitsprodukte, die Prognosen erleichtern, die Kosteneffizienz steigern und das Gesundheitspersonal entlasten
  • Solide Touchpoints wie Telemedizin, Metaverse-/virtuelle Versorgung und Partner in der Öffentlichkeit

Wenn diese Schlüsselkomponenten des FHS ineinandergreifen, kann das FHS nicht nur bessere klinische Ergebnisse und eine höhere Kosteneffizienz ermöglichen – es ließen sich dadurch auch Fortschritte in Richtung des angestrebten Finanzierungsmodells mit einer Pro-Kopf-Pauschale pro Patient („Capitation“) erzielen.
 

3. Unternehmen im Gesundheitssektor brauchen neue Geschäftsmodelle für die digitale Welt

Kenneth Tan
„ Die Zukunft dieses Ökosystems wird definitiv digital sein, das müssen wir akzeptieren. Das bedeutet, dass jeder einzelne Akteur seine digitalen Fähigkeiten ausbauen muss. “
Kenneth Tan
Senior Vice President and President of Asia Pacific and Japan, Varian

Innovation endet nicht mit der Anschaffung oder dem Aufbau der richtigen Technologien. Auch die Geschäftsmodelle müssen an die neue digitale Realität angepasst oder neu entwickelt werden. Ein Beispiel: Um das Tempo des technologischen Fortschritts und der Übernahme neuer Technologien zu beschleunigen, präsentierte Kenneth Tan das Konzept eines Pay-per-Use-Abonnementmodells bzw. „Infrastructure-as-a-Service“. Auf diese Weise sollen Organisationen mit begrenzten Ressourcen schnell und nachhaltig die notwendige Infrastruktur im Gesundheitswesen aufbauen können.

Um ein Krebszentrum einzurichten, könnte ein Krankenhaus mit begrenztem Budget im Rahmen eines „Infrastructure-as-a-Service“-Modells ein externes Unternehmen mit dem Aufbau der Infrastruktur beauftragen. Das Unternehmen stellt dem Krankenhaus die Kosten auf Abonnementbasis in Rechnung. Der Vorteil: überschaubare Betriebskosten anstelle von hohen Investitionen in Infrastruktur, Humankapital und digitale Fähigkeiten.
 

4. Gerontechnologie und aktives Altern sind Chancen für Akteure in der HealthTech-Branche

Die Bevölkerung Singapurs altert rasant. Fast jeder fünfte Erwachsene ist mindestens 65 Jahre alt. Laut dem Aktionsplan 2023 für erfolgreiches Altern des Gesundheitsministeriums sorgen sich ältere Menschen in Singapur vorwiegend um ihre abnehmende körperliche und geistige Gesundheit, die steigenden Lebenshaltungskosten und ihre mangelnden Fähigkeiten im Umgang mit Technologie. 

Angesichts des zunehmenden Alters der Bevölkerung setzen Experten große Hoffnungen in technologische Lösungen, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten älterer Menschen zugeschnitten sind. Die sogenannte Gerontechnologie kann beim aktiven Altern unterstützen, die Lebensqualität verbessern und älteren Menschen beim Bewältigen der besonderen Herausforderungen helfen, mit denen sie konfrontiert sind.

Gerontechnology

Das Thema aktives Altern gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Aktionsplan 2023 skizziert daher wichtige Initiativen wie die Einrichtung von mehr Zentren für aktives Altern und die Ausweitung des Demenzmanagements. Die Gerontechnologie entwickelt sich zu einer zentralen Komponente des aktiven Alterns. Technologie soll dabei nicht nur ältere Menschen im Alltag unterstützen, sie soll auch die Pflegekräfte entlastet. Es ist daher wichtig, die Anforderungen und Prioritäten von Healthcare Professionals bei der Konzeption und Implementierung von Gerontechnologie-Lösungen zu berücksichtigen. 

Carol Ma, außerordentliche Professorin und Leiterin des Gerontologie-Programms an der Singapore University of Social Science (SUSS), berichtete über den GeronTECH Ambassador Course: In diesem Programm werden Senioren geschult, die Einführung von Gerontechnologie bei anderen Senioren zu fördern mit dem Ziel, die Lebensqualität insgesamt zu verbessern. Das Programm unterscheidet vier Kategorien von Gerontechnologie: Medizin, Essen bzw. Ernährung, Sicherheit im Haushalt und Mobilität. 

Um ältere Menschen angemessen versorgen zu können, muss nach Ansicht von Ma zunächst eine Bedarfsanalyse durchgeführt werden, um die tatsächlichen Bedürfnisse und Wünsche besser zu erfassen. „Wir müssen verstehen und verinnerlichen, dass auch ältere Menschen individuelle Bedürfnisse haben. Und wir müssen ihre Entscheidungen respektieren“, erklärt sie. 
 

Die Innovation Zone

In der Innovation Zone der Veranstaltung präsentierten neun MedTech- und HealthTech-Start-ups ihre neuesten, fortschrittlichsten Entwicklungen im Bereich Medizintechnik und Gesundheitslösungen. Sie nutzten diese exklusive Plattform, um ihre Arbeit vorzustellen, die Interaktion mit anderen anwesenden Partnern aus dem Health Ecosystem zu vertiefen und mögliche Chancen zur Zusammenarbeit auszuloten. 

Unter den Ausstellern war auch ObvioHealth, ein Pionier auf dem Gebiet dezentraler klinischen Studien (DCTs), der in Zusammenarbeit mit Zühlke die Einführung seiner DCT-Plattform der nächsten Generation beschleunigte – eine Lösung, die den weltweiten Vorschriften, Qualitäts- und Datenschutzbestimmungen entspricht. Das Ergebnis der Partnerschaft war eine Plattform, die eine codefreie Konfiguration von Studien, eine Verkürzung der Zeit für die Erstellung klinischer Studien um 66 %, einen effizienteren Start von Studien und eine schnellere Markteinführung ermöglicht.

PreSAGE präsentierte eine KI-gestützte Plattform für die kontaktlose, nicht-invasive, kontinuierliche Überwachung von Patienten am Krankenbett. Die Plattform verwendet einen Thermografie-Sensor, der Wärmebilder erzeugt und das Pflegepersonal benachrichtigt, wenn Anomalien zu erwarten sind. 

ACTXA stellte seine Lösung zur Blutzuckerevaluierung und -messung (BGEM) vor – die weltweit erste nicht-invasive Lösung zur Blutzuckermessung, die auf einem KI-gesteuerten Algorithmus basiert. Sie ermöglicht häufige Messungen und Früherkennung, um Typ-2-Diabetes zu verhindern. 
 

Mit Zühlke die Zukunft des Gesundheitsökosystems gestalten

Health Ecosystem Day

Auf der Veranstaltung kündigte Zühlke auch das Whitepaper „Ecosystem Innovation in Health“ an, das noch 2024 veröffentlicht wird. In diesem Whitepaper werden die Säulen und Grundlagen des Health Ecosystems in Singapur beleuchtet und untersucht. 

Veranstaltungen wie der Health Ecosystem Day sind ein Schritt in Richtung einer neuen Ära im Gesundheitswesen. Sie fördern die Zusammenarbeit, Innovationen und den Austausch von Ideen, die das Health Ecosystem prägen werden. Organisationen, die Teil dieses vielversprechenden Ökosystems werden wollen, können dies durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Zühlke erreichen. Wir unterstützen sie dabei mit unserem Know-how zu Innovationen im Gesundheitswesen, Consulting, Digital Health, Anwendungsentwicklung, Geräte- und Systementwicklung sowie Smart Data und KI.

Auf unserer Website erfahren Sie mehr über unsere Arbeit im Heath Ecosystem. 

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