Flughäfen gehören zu den komplexesten Organisationen überhaupt. Hunderte Systeme, Stakeholder und Geschäftsmodelle greifen ineinander – datenbasierte Entscheidungen koordiniert zu treffen ist in diesem Kontext eine enorme Herausforderung.
Vor Kurzem durfte ich bei einem spannenden Panel-Gespräch im Rahmen eines Webinars von International Airport Review mit Vertreter:innen des Flughafens Zürich, des Münchener Flughafens und von Fraport über dieses Thema diskutieren. Es ging darum, wie man Datensilos auflösen und Daten orchestrieren kann, um einen wirklich smarten Flughafen zu schaffen.
Falls Sie nicht live dabei sein konnten, können Sie die Aufzeichnung hier anschauen. Zudem habe ich die wichtigsten Learnings aus unserer Diskussion in diesem Blogpost zusammengefasst.
Was ein smarter Flughafen wirklich braucht
1. Vertrauen und klare Zuständigkeiten als Fundament
Was genau macht einen Flughafen wirklich „smart“? Letztlich geht es um "Situational Awareness" – ermöglicht durch verlässliche, gut orchestrierte Daten, die es allen Beteiligten erlauben, vorausschauend zu handeln statt nur zu reagieren. Von der Bodenabfertigung bis zur Gate-Zuteilung: Nur wer Zugriff auf die relevanten Informationen hat, kann mit Weitblick entscheiden.
Wichtig ist dabei, die User in den Mittelpunkt zu stellen. Ein solcher Ansatz hilft hier, weil er den Beteiligten verdeutlicht, warum Daten geteilt werden – und so frühzeitig Vertrauen schafft. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob Daten korrekt sind, sondern auch darum, wie sie genutzt werden – und ob Verantwortung und Zuständigkeit eindeutig geregelt sind.
“Wir sprechen oft über Vertrauen – aber es geht genauso um Verantwortung. Wir fördern aktuell ein klares Verständnis von Verantwortung für die Daten: Wer ist verantwortlich für Daten und wer pflegt diese? Nur wenn sich Menschen für die Qualität und Nutzbarkeit ihrer Daten verantwortlich fühlen, kommt man weiter.”

2. Daten teilen reicht nicht – Wissen über Daten ist entscheidend
Ein wiederkehrendes Thema in unserer Diskussion war verblüffend simpel: Teams können Daten nicht nutzen, von deren Existenz sie nichts wissen. Innerhalb eines Flughafens ist oft nicht transparent, welche Daten wo erfasst werden – oder welchen Mehrwert sie an anderer Stelle hätten.
Die Vision eines smarten Flughafens erfordert deshalb nicht nur das Teilen von Datensätzen, sondern auch das Teilen von Wissen über Daten: Wo liegen sie? Wer verantwortet sie? Und wie lassen sie sich sinnvoll verknüpfen? Der Aufbau zugänglicher Datenkataloge, klare Zuständigkeiten und leicht auffindbare Datenschnittstellen sind hier essenziell.
“Seit Jahren diskutieren wir über die Notwendigkeit eines Datenkatalogs am Flughafen – damit alle wissen, welche Daten es gibt, wie gut sie sind, und wer sie besitzt. Wir arbeiten daran. Aber es bleibt eine Herausforderung.”
3. User frühzeitig einbinden – nicht erst am Schluss
Egal ob es um die Unterstützung von Entscheidungen geht, um eine Datenplattform oder um KI-Systeme: Wer smarte Lösungen entwickeln will, sollte die künftigen User von Anfang an einbinden.
Denn neue Tools müssen intuitiv sein – im Alltag einsetzbar, ohne lange Schulungen. Wer früh Feedback einholt und Prototypen gemeinsam weiterentwickelt, erleichtert die spätere Einführung erheblich. Menschen akzeptieren Veränderungen eher, wenn sie daran mitgewirkt haben.
“Man muss die User früh einbeziehen, ihnen Prototypen zeigen, Feedback einholen, iterieren – und sich Version für Version an ihren Alltag herantasten. So schafft man Akzeptanz und baut die Nutzerbasis auf.”

4. KI und GenAI verändern Entscheidungsprozesse – und Rollen
Künstliche Intelligenz beginnt bereits, Entscheidungsprozesse an Flughäfen zu verändern. Viele Entscheidungen verlagern sich von manuell gesteuerten Abläufen hin zu KI-gestützten Systemen. Die Rolle des Menschen verschiebt sich: Weg vom Mikromanagement – hin zur überwachenden und orchestrierenden Funktion.
Gleichzeitig verändert Generative KI und insbesondere GenAI die Art, wie wir auf Daten zugreifen. Thilo Schneider betonte in diesem Zusammenhang, dass wir zunehmend in natürlicher Sprache mit Daten interagieren werden. Damit das funktioniert, müssen die zugrundeliegenden Daten jedoch gut beschrieben und strukturiert sein. Governance und semantische Konsistenz werden also wichtiger denn je.
Zühlkes Perspektive: Aktive Data Governance als Erfolgsfaktor
Zum Abschluss des Webinars durfte jeder Teilnehmer seinen wichtigsten konkreten Ratschlag nennen, um einen smarten Flughafen zu erschaffen. Mein Rat: Alles beginnt mit aktiver Datengovernance.
Das bedeutet keine lähmende Bürokratie – sondern engagiertes, praxisnahes Datenmanagement. Es geht darum, Verantwortung in die Fachbereiche zu bringen und ihnen die Mittel zu geben, hochwertige Daten eigenständig zu pflegen und zu teilen.
Ein smarter Flughafen braucht keine Zauberei – sondern eine gute Portion Pragmatismus. Und genau da kann aktive Datengovernance den entscheidenden Unterschied machen.
Neugierig geworden? Die vollständige Aufzeichnung finden Sie hier.
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