Grundlegender Wandel im Angebot von Versicherungen
Nebst der Kundeninteraktion unterliegt auch das Angebotsportfolio von Versicherern einem grundlegenden Wandel: weg von standardisierten Versicherungsprodukten zur Schadensregulierung, hin zu einem ganzheitlichen Portfolio von Services und modularen, flexiblen Produkten und smarte Dienstleistungen, die vor allem auch die Schadensprävention zum Ziel haben. Kunden entscheiden sich zunehmend für einen bestimmten Versicherungsanbieter, weil er ihnen Dienstleistungen und Tools anbietet, die nicht direkt mit Versicherungsrisiken zu tun haben, sondern das Leben der Kunden einfacher und angenehmer machen.
Bei der Innovation solcher neuen Services, Produkte und Tools ist das datengetriebene Versicherungsunternehmen klar im Vorteil, sind doch die von ihm beherrschten KI/ML-Technologien hervorragende technische Grundlagen, um radikal neue Angebote zu entwickeln. So lassen sich beispielsweise auf Basis von Machine Learning die Risiken von einzelnen, zeitlich begrenzten Tätigkeiten der Kunden so genau berechnen, dass datengetriebene Versicherer heute in der Lage sind, dem Kunden ad hoc maßgeschneiderte Versicherungen, z.B. zur Versicherung einer teuren Fotoausrüstung für einen geplanten Wochenendtrip nach New York, anbieten zu können.
Im Bereich Prävention werden bereits verschiedene datenbasierte Produkte und Services angeboten. Eines der bekanntesten Beispiele ist der «Drive Recorder», ein System, welches das Fahrverhalten von Motorfahrzeugversicherungskunden aufzeichnet und analysiert (sogenannte Zeitreihenanalyse) und vorsichtiges und vorausschauendes Fahren über reduzierte Versicherungsprämien belohnt.
Versicherungen nutzen auch zunehmend die optischen, akustischen und sonstigen sensorischen Möglichkeiten von Smartphones, um das das Leben ihrer Kunden sicherer, gesünder oder unkomplizierter machen. So können Kunden mit Apps auf Basis von Computer Vision Fotos des täglichen Essens machen und das persönliche Ernährungsverhalten einfach protokollieren und analysieren. Die App kann seinem Nutzer Empfehlungen zu einer gesünderen Ernährung bzw. zur Befolgung einer Diät geben. Bleiben wir in der Krankheitsprävention: über akustische Analyseverfahren ist es beispielsweise möglich, dass Kunden sich mit einer entsprechenden App selber auf mögliche Atemwegserkrankungen, z.B. auf Schlafapnoe, untersuchen.
Bei all diesen Ideen ist es wichtig, fortlaufend zu prüfen, ob die entstehende Lösung ein echtes Kundenbedürfnis bedient. Lösungen, die hauptsächlich von technologischen Möglichkeiten getrieben werden, haben erfahrungsgemäß geringere Erfolgschancen.