4 Minuten Lesezeit Christian Moser leitet bei Zühlke am Züricher Standort eine Unit mit rund 40 Software Engineers. Als Karrierecoach und Ansprechpartner ist er für die Entwicklung seiner Mitarbeitenden und für die administrative Führung verantwortlich. Die Leistung nach Anwesenheit im Büro zu bewerten, hält Christian für wenig sinnvoll. Christian, bist Du eigentlich so etwas wie ein Karriere-Coach? Ganz genau. Dafür habe ich nebenbei ein Skill-Management-System entwickelt, das von Zühlke firmenweit genutzt wird. Dort erfassen wir die Lebensläufe von Ingenieurinnen und Ingenieuren mit ihren unterschiedlichen Fachkompetenzen und ihren persönlichen Skills, so dass wir erfolgreich Projektteams zusammenstellen können. Die Challenge ist, Menschen aus ihrer Komfortzone zu bringen und sie zu ermutigen, sich Dinge zu zutrauen, die sie zuvor noch nicht gemacht haben. Es muss fachlich und menschlich passen, um sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Das erfordert hohes menschliches Einfühlungsvermögen. Unterstützt Zühlke flexible Arbeitszeitmodelle? Unser Unternehmen hat schon seit langem ein umfangreiches Gleitzeitmodell etabliert, das jeder nutzen kann. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von sechs und vier Jahren. Um mehr Zeit mit meiner Familie zu haben, bin ich vor Corona morgens gegen 6.00 Uhr zur Arbeit gefahren. Meine tägliche Pendelzeit liegt bei 50 Minuten. Dafür schaue ich, dass ich abends spätestens gegen 18.00 Uhr wieder zu Hause bin. Bei Zühlke gibt es in der Regel keine Meetings nach 17.00 Uhr. Ich genieße abends die Zeit mit meiner Familie. Wenn alle im Bett sind, kann ich noch ein oder zwei Stunden arbeiten, was ich als sehr angenehm empfinde. Ich erledige dann in Ruhe jene Arbeiten, die noch offen sind. Jeder muss für sich einen Weg finden, wie er seine Aufgaben organisiert. Aus meiner Sicht sollte man Beruf und Privatleben nicht so strikt trennen. Es ist viel wichtiger, dass die Work-Life-Balance stimmt. Gibt es für Work-Life-Balance bei Zühlke eine große Akzeptanz? Bei uns ist das Vertrauen in jeden Mitarbeitenden sehr groß. Bei vielen anderen Firmen hingegen sehe ich, dass die Präsenzzeit immer noch als wichtiges Merkmal dafür gilt, ob jemand fleißig ist oder nicht. Ich halte das Modell der Präsenzzeit für überholt, ja sogar für kontraproduktiv. Corona hat gezeigt, dass professionelle Zusammenarbeit nicht davon abhängt, wo man sitzt. Auch Dresscodes halte ich für veraltet. Der Output ist das einzige, was zählt. Also das, was man inhaltlich bewegt und erreicht. Ich hoffe, dass wir ein wenig davon auch in die Zukunft mitnehmen: das eigenverantwortliche Arbeiten bei aller Flexibilität und die menschliche Nähe, das Unkomplizierte, so wie wir das gerade im Corona bedingten Homeoffice erleben. Wie lässt sich Deine Arbeit im Homeoffice, in dieser besonderen Zeit, umsetzen? Zu Beginn des Lockdowns war die Umstellung sehr intensiv, da vieles organisiert und koordiniert werden musste. Ich war fast 8 Stunden pro Tag in Online-Meetings. Auch für die Kinder und den Tagesablauf war es eine Umstellung. Papa ist zuhause, aber muss immer arbeiten. Als klar war, dass das Home-Office noch länger dauern wird, haben wir unsere Wohnung umgeräumt, ein Büro eingerichtet und klare Regeln aufgestellt. Die Kinder haben diese schnell verstanden und Tag für Tag haben wir uns mehr an den Alltag im Home-Office gewöhnt. In 10 Schritten vom Frühstückstisch ins Büro anstatt 50 Minuten pendeln ist sehr komfortabel und erlaubt neue Freiheiten Arbeit und Privatleben zu mixen. Natürlich gibt es tagsüber Meetings, die fix sind. Aber rund um diese lassen sich Einkäufe, Arztbesuche oder Pausen mit der Familie flexibel organisieren. Inwieweit sind Deine Kinder Inspiration und zugleich Entspannung für Dich? Zwischen meinen Kindern und mir gibt es eine fruchtbare Wechselwirkung. Die Geschäftswelt ist oft strukturiert, sachlich und rational. Das nimmt einem manchmal das Verspielte und die Leichtigkeit. Dabei kommt man bei sachlichen Themen mit Kreativität und frischen Gedanken oft weiter als mit zu viel Rationalität. Auch von dem Trial and Error-Prinzip der Kleinen können wir lernen: schnell etwas ausprobieren, schauen ob es funktioniert und wenn nötig nachbessern und korrigieren. Meiner Familie verdanke ich meine mentale Balance. Ich glaube, dass dieses zweite Standbein, gleichgültig ob es Familie, Sport, ein Ort der Ruhe oder ein Hobby ist, für die Work-Life-Balance eine zentrale Rolle spielt. Es geht um die Dinge, die einem Erfüllung, Bestätigung, Entspannung und neue Energie geben. Gibt es Zeit, die ganz allein nur Dir gehört? Bei mir ist es wirklich so, dass die Arbeit auch mein Hobby ist. Für das erwähnte Skill-Management-System, das ich in meiner Freizeit entwickelt habe, wird mir sehr viel Wertschätzung entgegengebracht. Das gibt mir eine starke Motivation. Die Weiterentwicklung dieses Arbeitstools empfinde ich als spannende, ausgleichende Herausforderung. Ich brauche nicht so viel Schlaf. Wenn die Familie im Bett ist, genieße ich diese Stunden der Ruhe. Ich spiele gern E-Piano. Das ist ebenfalls ein guter Ausgleich für mich, weil die Musik andere Hirnregionen stimuliert. Man merkt sofort, wie man ruhiger wird und auf andere Gedanken kommt. Ansprechpartner für die Schweiz Christian Moser Chief of Digital Experience & Partner Christian Moser ist seit 2005 bei Zühlke und ist tätig als Chief of Digital Experience & Partner. Er ist technikbegeistert und ein leidenschaftlicher Designer. Technologietrends faszinieren ihn. Sie haben die Kraft, unser Leben und unsere Gesellschaft zu verändern. Kontakt christian.moser@zuehlke.com +41 43 216 66 17 Schreiben Sie uns eine Nachricht You must have JavaScript enabled to use this form. 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