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Tech Talks: 5 Tipps, wie man zum Software Engineer wird und was man von seinem ersten Job erwarten kann

Elena Vučeljić shares valuable lessons and insights she learned working as an Advanced Software Engineer

In unserer Blog-Serie «Tech Talks» kommen talentierte Menschen zu Wort, die über ihre Erfahrungen und neueste Trends sprechen, um die Fachwelt zu vernetzen und die gesamte Branche voranzubringen.

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Welche Kompetenzen erlangt man, wenn man im Software Engineering arbeitet? Und wie unterscheiden sich diese von den Erwartungen, die man frisch von der Uni kommend hat? Wie kann man als Software Engineer im Job besser werden? Elena Vučeljić teilt wertvolle Tipps und Tricks, die sie als leitende Softwareingenieurin bei Zühlke gelernt hat.

Was muss man wissen, wenn man Informatik studiert?

Bei meinem Abschluss hatte ich zwar eine Vorstellung davon, wie die Arbeit in der Branche aussehen würde. Als ich aber meine erste Stelle als Softwareingenieurin antrat, war ich erstaunt über den Jobtitel, denn ich hätte eher etwas wie Programmiererin oder Entwicklerin erwartet. Doch die Bezeichnung «Ingenieurin» kommt nicht von ungefähr, denn der Job umfasst weit mehr als nur das Programmieren. Das war mir während der Ausbildung nicht so klar. Da dachte ich noch, eine Programmiersprache zu beherrschen, würde reichen.

In Wahrheit aber ist das nur eine Voraussetzung und die Grundlage, auf der man aufbauen kann, wenn man an kommerziellen Projekten arbeitet. Ich stellte fest, dass mein Schaffen nur Teil eines großen Ganzen war und die Herausforderung, wenn man eine Idee in ein Produkt verwandeln möchte, darin besteht, das Gesamtprojekt zu verstehen. Das lernt man nicht an der Uni, wo der Fokus auf Theorie und Übungsaufträgen liegt.

Dabei wäre es nützlich, sich schon im Studium an die Projektarbeit zu gewöhnen. Ich hatte in meiner Studienzeit keine Ahnung, wie es ist, in einem Team zu arbeiten. Bei bestimmten Aspekten im Projekt ist Teamwork einfach alles. Da kann man alleine wenig ausrichten. Als ich anfing zu arbeiten, war ich zudem überrascht, dass die Versionskontrolle von Anfang an essenziell ist. Im Studium war das kein Pflicht-, sondern nur ein Wahlfach. Und nun noch ein paar Worte zum automatisierten Testen. Das war das Erste, was ich bei der Arbeit an einem Projekt lernen musste, weil es in der Ausbildung nicht vorkam.

Was braucht man außer Programmierfähigkeiten noch?

In Sachen Teamwork erwiesen sich meine Soft Skills als sehr nützlich. Es ist wichtig, gut kommunizieren zu können und um Hilfe zu bitten, wenn man neu im Team ist. Dadurch kann man viel Zeit sparen und mehr über das Projekt erfahren. Je früher man sich diese Fähigkeiten aneignet, desto schneller kann man innerhalb des Teams selbstständig arbeiten.

Die Soft Skills, die nötig sind, um Feedback zu geben und anzunehmen, können auch die eigene Motivation bei der Arbeit erhöhen. Andere sind objektiver und sehen viel schneller als man selbst, wo man noch Verbesserungspotenzial hat. All das war neu für mich. Ich wusste nicht, wie ich jemandem sagen sollte, dass er etwas noch besser machen oder Fehler beseitigen kann, ohne dass es beleidigend wirkte. Andererseits musste ich auch selbst lernen, Feedback nicht zu persönlich zu nehmen.

Einige Menschen meinen, man müsse nur programmieren können, um in der Branche erfolgreich zu sein, und dass Soft Skills Quatsch seien. Das habe ich anders erlebt. Ich hatte das Gefühl, zuallererst an meinen Soft Skills arbeiten zu müssen.

Wie geht Lernen in der Softwarebranche?

Learning by doing ist der beste Ansatz. Man lernt bei der Arbeit, indem man schaut, wie es andere Leute machen. Das ist am wenigsten zeitaufwendig. Ausreichend ist es jedoch nicht. Je nach Unternehmen kann man Weiterbildungstage beziehen oder hat ein Budget für Kurse und Bücher. Vielleicht gesteht einem auch das Unternehmen selbst etwas Zeit für die Weiterbildung zu. Fakt ist, dass man auch außerhalb der Arbeitszeit etwas tun muss. 

Zeit dafür zu finden, ist nicht einfach. Deshalb ist es gut, gar nie mit dem Lernen aufzuhören. Plane dir Zeit ein, um dich regelmässig mit Dingen auseinanderzusetzen, die dich interessieren oder in denen Du deine Fähigkeiten perfektionieren möchtest. Ich kenne Menschen, die ihre eigenen kleinen Projekte verfolgen. Das kann sich als extrem nützlich erweisen, wenn man sich das Wissen über die verschiedenen Aspekte eines Projekts selbst beibringen muss. Einfach gesagt, muss man sein Wissen nach Feierabend erweitern.

Dabei hilft es, dass das Unternehmen eine Reihe von Kursen und Workshops anbietet, die man beim Stellenantritt absolviert. Dazu zählen auch Feedback-Workshops sowie Kurse, um die eigenen Präsentationsfähigkeiten zu schulen und das Sprechen vor Publikum zu üben.

Es war eine große Hilfe, dass mir mein Vorgesetzter und andere erfahrene Kollegen mit Rat und Tat zur Seite standen. Natürlich muss man nicht jeden Workshop besuchen, denn viele Dinge kann man heutzutage einfach googeln. Bei zahlreichen Problemen ist das Internet ein Allheilmittel. Man findet zu jedem Thema einen Podcast, ein Video oder einen Artikel. Man muss nur danach suchen.

Spezialist oder Generalist?

Ich musste mich mit vielen verschiedenen Technologien beschäftigen, da dies für die Projekte, an denen ich arbeitete, nötig war. Aber ich denke trotzdem, dass man sich auf eine bestimmte Technologie spezialisiert, mit der man arbeitet, während man die anderen trotzdem beherrscht. Man sollte sich nicht zu einseitig aufstellen. 

Zu anderen Technologien wird man wahrscheinlich nie so viel Wissen erwerben wie in seinem Spezialgebiet. Denn in Letzterem arbeitet man jeden Tag, darin ist man wirklich bewandert. Und wenn man in etwas gut ist, fühlt man sich darin auch sicher. Ich kenne Menschen im Unternehmen, die gerne mit Programmen experimentieren und sich selber weiterbilden, nur so zum Spaß, nicht weil sie es müssen. Ich mache dasselbe.

Wie lernt man am besten, mit neuen Technologien umzugehen?

Ich programmiere größtenteils Mobilanwendungen in Java und finde die Programmiersprache Kotlin sehr interessant, deshalb bilde ich mich darin in meiner Freizeit weiter. Dinge, mit denen ich herumexperimentiere, obwohl sie nicht direkt mit meiner Arbeit in Verbindung stehen, sind das Internet der Dinge (IoT) und Extended Reality. Ich probiere gerne Dinge aus, um zu sehen, ob sie mir liegen. Wenn dies der Fall ist, beschäftige ich mich eingehender damit.

Ich beginne damit, Artikel zu lesen und YouTube-Videos zu schauen. Wenn mich etwas wirklich interessiert, belege ich einen offiziellen Kurs oder trommle auf der Arbeit ein paar Leute zusammen, mit denen ich herumexperimentieren und neue Dinge lernen kann. Das kann sich als nützlich für laufende Projekte erweisen oder uns sogar ein ganz neues Projekt bringen.