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Digitale Vermögenswerte und Tokenisierung: die Zukunft der Finanzdienstleistungen

Digitale Vermögenswerte beschränken sich nicht mehr auf Kryptowährungen und spekulative Transaktionen, sondern erstrecken sich über ein breites Spektrum transformativer Anwendungsfälle im Finanzdienstleistungsbereich. Hier erfahren Sie, was digitale Vermögenswerte überhaupt sind, welche vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sie eröffnen und wie Sie ihr Potenzial im dynamischen Umfeld der Finanzen und Technologie nutzen können. 

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Digitale Vermögenswerte wurden bereits vor einigen Jahren zur Patentlösung für die Ineffizienzen der globalen Finanzsysteme erklärt, der die Zukunft gehört. Angesichts der sich häufenden Nachrichten zum Wertverfall der Kryptowährungen, den Analysten bereits zum „Kryptowinter“ erklärt haben, ist es wenig überraschend, dass der Markt gegenüber diesen Vermögenswerten bestenfalls Zurückhaltung zeigt. 

Digitale Vermögenswerte umfassen jedoch sehr viel mehr als Kryptowährungen und das mit ihnen verbundene spekulative Geschäft. Digitale Vermögenswerte sind ein breit gefächertes, vielschichtiges System, dessen Auslotung den Weg für Innovationen im Finanzdienstleistungsbereich ebnen kann. Digitale Vermögenswerte bieten ein so vielversprechendes Potenzial, dass Singapur und Hongkong, die ausschlaggebenden Finanzplätze in Asien, die Einführung regulatorischer Rahmen angekündigt haben, um die Entwicklung in diesem Bereich zu fördern und ihren Status als Fintech-Zentren der Region zu sichern. 

In diesem Beitrag erklären wir, was digitale Vermögenswerte sind, stellen ihre transformativen Anwendungsfälle vor und informieren über die Möglichkeiten, mit denen sich ihr Potenzial als geschäftlich und technisch führender Akteur ausschöpfen lässt.
 

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Ein Blick auf das Panorama der digitalen Vermögenswerte

Einfach ausgedrückt sind digitale Vermögenswerte alles von Wert, was digital erstellt und gespeichert wird. 

Digitale Vermögenswerte werden üblicherweise über Blockchains erstellt, gespeichert und gehandelt und sind sichere, gemeinsame öffentliche Ledger, denen sich neue Informationen ohne Änderungen der bestehenden Blöcke hinzufügen lassen. Blockchains sind ein Beispiel für die Distributed-Ledger-Technologie (DLT), mit der mehrere Nutzer Daten in einer gemeinsamen Datenbank zeitgleich anzeigen, validieren und aktualisieren können. 

Auch wenn die Definition für digitale Vermögenswerte absichtlich breit gefasst ist, sollten Sie sich im Bereich der Finanzdienstleistungen insbesondere folgende Arten merken: 

  • Kryptowerte: in einer Blockchain gespeicherte Digitalwährungen wie Ethereum oder Bitcoin
  • Stablecoins: auf Preisstabilität ausgelegte und durch Rohstoffe oder Fiatwährungen besicherte Kryptowährungen 
  • Non-Fungible Tokens (NFTs): digitale Kennung, die das Eigentum an einem eindeutigen digitalen Vermögenswert abbildet 
  • Digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currencies, CBDCs): ein Typ digitaler Währung, dessen Wert durch die Fiatwährung eines Landes besichert ist und von dessen Zentralbank gedeckt wird 
  • Wertpapier-Token: digitale Vermögenswerte, die wie Wertpapiere wie z. B. Aktien und Anleihen funktionieren

Tokenisierung macht es möglich, Eigentum an digitalen Vermögenswerten zu halten und zu handeln. Es ist ein Datenschutzvorgang, bei dem an der Stelle sensibler Informationen Daten mit einem Ersatzwert verwendet werden, während die Originaldaten an einem sicheren Ort gespeichert sind. 

Sie haben vielleicht im Zusammenhang mit der neuerdings beliebten NFT-Kunst davon gehört. Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie im Finanzbereich werden jedoch gerade erst ausgelotet. 

Tokenisierung: ein Wendepunkt im weltweiten Finanzwesen

Dem Managing Director der Zentralbank und Finanzmarktaufsicht von Singapur MAS (Monetary Authority of Singapore) Ravi Menon zufolge eröffnet die „innovative Kombination aus Tokenisierung und Distributed-Ledger-Technologie ein transformatives wirtschaftliches Potenzial“. Nach Prognosen von S&P Global wird die Tokenisierung mit der verbesserten Zugänglichkeit, Effizienz und Transparenz bis 2030 „die Transaktionsmethoden für viele etablierte materielle wie immaterielle Anlageklassen grundlegend verändern“. 

Dieses transformative Potenzial wurde in einer Proof-of-Concept-Partnerschaft der südkoreanischen Shinhan Bank und der Standard Bank belegt, bei der internationale Überweisungen über von den beiden Banken erstellte und ausgegebene Stablecoins abgewickelt wurden. Sender und Empfänger verfolgten die Überweisungen über Hedera Consensus Service. Dieses Tool bestätigte auch die Wechselkurse im Moment der Transaktion. Die Empfänger konnten die Stablecoins dann in die lokale Währung umtauschen. 

Dieser Anwendungsfall ergab, dass tokenisierte Vermögenswerte einen erheblichen Teil der verbraucherseitigen Probleme bei internationalen Transaktionen eliminieren, darunter hohe Vermittlungsgebühren (die häufig zulasten der Kundschaft gingen), eine Transaktionsdauer von drei bis sieben Tagen und mangelnde Transparenz während der Transaktionsabwicklung. 

Ein weiterer Bereich, in dem Tokenisierung positive Veränderungen anstoßen kann, sind Wertpapiere. Der NASDAQ zufolge verbessern tokenisierte Aktien und Anleihen bei reduzierten Risiken die Liquidität und Inklusivität und damit Marktteilhabe und Transparenz. 

Ein Beispiel dafür ist die 2021 von DBS ausgegebene tokenisierte Anleihe SG15M. Die Ausgabe erfolgte über FIX Marketplace, eine vollständig automatisierte Abwicklungsplattform für festverzinsliche Wertpapiere, über die Emittenten Anleihen direkt an den Markt ausgeben und Anleger anders als bei klassischen Wholesale-Anleihen auch einen Bruchteil der Summe kaufen können. 
 

Tokenisierung in Vermögensverwaltung, Privatkundengeschäft von Banken und Versicherungswesen

Per Tokenisierung werden die Eigentumsrechte an Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Edelmetallen in ein digitales Token in einer Blockchain umgewandelt. Sie verbessert die Transparenz von Zahlungs- und Datenflüssen sowie Liquidität und Handelbarkeit, sodass sich interessante Anwendungsfälle für Vermögensverwaltung, Privatkundengeschäft von Banken und Versicherungswesen eröffnen. 

Durch Tokenisierung lassen sich Vermögenswerte unbegrenzt aufteilen. Das bedeutet zweierlei. Erstens lassen sich dadurch bei gesteigerter Akzeptanz Sicherheiten jenseits der klassischen Vermögenswerte nutzen. Zweitens ist eine stärkere und geografisch breiter aufgestellte Beteiligung an Anlagechancen möglich, die bisher unzugänglich waren, beispielsweise Eigentum an einem Bruchteil eines REIT-Portfolios, eines seltenen exotischen Fahrzeugs oder eines wertvollen Kunstwerks. Während einer kürzlich von uns moderierten Podiumsdiskussion zu digitalen Vermögenswerten und Tokenisierung im Finanzdienstleistungsbereich sagte Johnny Wijaya, Managing Director und Leiter des BNY Mellon APAC Innovation Centre: "Es gibt heute bestimmte Arten von Vermögenswerten, die aufgrund ihrer Größe und ihrer Kosten nur einer ausgewählten Gruppe von Anlegern zugänglich sind. Die Fraktionierung und Tokenisierung dieser Vermögenswerte würde sie für ein breiteres Anlegerpublikum zugänglicher machen."

Ein gutes Beispiel dafür ist das Project Guardian zwischen MAS, DBS Bank, JP Morgan und SBI Digital Asset Holdings, das das dezentrale Finanzwesen (DeFi) auf Wholesale-Finanzierungsmärkten untersucht. Bei einem ersten Pilotprojekt der Branche wickelte Project Guardian erfolgreich eine währungsübergreifende Transaktion mit tokenisierten JPY- und SGD-Einlagen ab.

Smart Contracts können das Tempo und die Effizienz von Transaktionen steigern. Dabei handelt es sich um automatisierte, in einer Blockchain gespeicherte Verträge, die sich durch vordefinierte Aktivitätsauslöser in Gang setzen lassen, um Transaktionen praktisch ohne Abwicklungsdauer in Echtzeit auszuführen. Das reduziert das Risiko von Ausfällen und Transaktionsabbrüchen.  

Auch das monopolisierte Versicherungswesen mit seinen vielen Verzögerungen bei der Auszahlung von Leistungen kann durch Tokenisierung transformiert werden. Mit dezentralen Versicherungsplattformen in einer Blockchain ließen sich Vertrieb, Prüfung und Abschluss automatisieren, sodass Versicherungspolicen erschwinglicher würden. Mit Smart Contracts ist es außerdem möglich, Leistungen zügig auszuzahlen – bei Unfallversicherungen ist es z. B. denkbar, Ansprüche bei bestimmten Parametern wie einer bestimmten Regenmenge oder Windgeschwindigkeit automatisch auszulösen. 
 

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Plädoyer für die geschäftliche Einführung

An diesen Anwendungsfällen lässt sich eine Reihe potenzieller Vorteile für Unternehmen ablesen, die sich für digitale Vermögenswerte und Tokenisierung entscheiden.

  • Breiterer Zugang zu Anlagen: Die Tokenisierung bietet vorbehaltlich behördlicher Sicherheitsmaßnahmen wie KYC und Anti-Geldwäsche-Vorschriften das Potenzial, einen größeren Teil der Menschheit mit öffentlichen Distributed Ledgers über Grenzen hinweg an Investitionsaktivitäten teilhaben zu lassen. 
  • Effizientere Datenweitergabe und Transaktionen: Mit dem Wegfall von Vermittlern und einer im Wesentlichen eigenständigen Abwicklung eröffnen sich mit Smart Contracts interessante potenzielle Anwendungsfälle – von der effizienten einrichtungsübergreifenden Datenweitergabe bei klinischen Studien bis zum potenziellen Wegfall der Lieferkettenüberprüfung mit einem durchdachten Smart Contract. 
  • Verbesserung von Dokumentation und Abstimmung: Die Distributed-Ledger-Technologie sorgt dafür, dass ältere Einträge im Ledger nicht mehr geändert werden können. Auf diese Weise können Digital Ledgers für verschiedenste Aktivitäten von Stimmrechten bis zu Gewinnbeteiligungen als Quelle der Wahrheit fungieren. 
  • Besseres Risikomanagement: Tokenisierung verbessert die Transparenz und Vertrauenswürdigkeit von Transaktionen und Datenflüssen, sodass alle Beteiligten Risiken besser steuern können.
     

Zentrale Herausforderungen durch digitale Vermögenswerte und Tokenisierung

Mit ihren überzeugenden Anwendungsfällen eröffnen digitale Vermögenswerte ein enormes transformatives Potenzial, das für Unternehmen, die sich auf die Zukunft vorbereiten möchten, höchst interessant ist. Da es sich jedoch um einen neuen Trend handelt, stehen Start-ups ebenso wie etablierte Unternehmen vor einer Reihe von Herausforderungen. 

Erstens mangelt es an regulatorischer Klarheit. Da die Technologie noch recht neu ist und DLT grundsätzlich keine Grenzen kennt, fehlen bisher einheitliche Regelungen für das volle Spektrum der digitalen Vermögenswerte. Voraussetzung für eine weitere Verbreitung ist eine globale Taxonomie mit einem vollständigeren gesetzlichen, regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmen

Diese Hürden für eine weitere Verbreitung verstärken eine zweite Herausforderung: die technologischen Grenzen der Skalierung und Lösungsbereitstellung für eine größere Nutzerzahl. Konzepte für digitale Vermögenswerte sind derzeit aufgrund von Problemen bei der Durchführung wie z. B. Rechten des geistigen Eigentums unvollständig und beeinträchtigt. Es wird also noch eine Weile dauern, bis ein Netzwerkeffekt greift, der Tokenisierungslösungen in großem Maßstab hervorbringt. 

Drittens fehlen Fachkräfte mit Kompetenzen im Bereich der digitalen Vermögenswerte, insbesondere in Start-ups und kleineren Unternehmen. Stellenangebote für Krypto- und Blockchain-Know-how legten 2021 um 118 % zu. Es gibt jedoch nicht genug Kandidaten, um den Bedarf zu decken.  

Schließlich ist bisher unklar, wie sich Technologien für digitale Vermögenswerte außerhalb des Finanzdienstleistungsbereichs nutzen lassen. Eine Studie von McKinsey zu Blockchain sammelte 90 verschiedene Anwendungsfälle in einer Reihe wichtiger Branchen, kam aber zu dem Ergebnis, dass die Technologie noch unausgereift ist und ohne klares Erfolgsrezept mit einem kurzfristigen Nutzen in Form von Kostensenkungen dasteht.   
 

Einbindung digitaler Vermögenswerte in Ihre Strategie

Tokenisierung und digitale Vermögenswerte bieten trotz dieser Herausforderungen unbestreitbar ein transformatives Potenzial. Für Akteure in diesem Umfeld wie Big Tech, Regulierungsbehörden und Vordenker eröffnet sich die einmalige Gelegenheit, Innovationen in diesem Bereich gemeinsam zu fördern und die komplexen Probleme zu lösen, die die weite Verbreitung verhindern: einheitliche Vorschriften, Zersplitterung, Durchführung und Eigentum.

Zühlke ist ein idealer Partner für dieses Vorhaben. Gemeinsam können wir Praxisnachweise mit dem Potenzial einer großmaßstäblichen Lösungsskalierung erbringen. Wir sind ein führender Unternehmensberatungs- und Technologielösungsanbieter in Europa und Asien mit über 50 Jahren interdisziplinärer Kompetenz, der Sie bei der digitalen Geschäftstransformation unterstützt. 

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