Transport & Mobilität

Die Einführung von Flügelzügen auf dem Netz der Rhätischen Bahn: DevOps im Projektalltag

Zwei DevOps Engineers, Ken Iseli und Yannick Rüttimann, geben einen Einblick in die verschiedenen Projekte, die sie zusammen mit dem Team für die Rhätische Bahn umsetzen.

A Zühlke DevOps Team is working on the introduction of dividing trains on the RhB network
6 Minuten Lesezeit

Wer kennt sie nicht, die roten Züge der Rhätischen Bahn (RhB), die sich durch die imposante Bündner Berglandschaft bewegen. Das 384 Kilometer lange Streckennetz fasziniert Reisende mit eindrücklichen Aussichten, schliesslich zählt ein Drittel davon zum UNESCO Welterbe. Dass der Bahnbetrieb der RhB reibungslos läuft, ist einem komplexen technischen System zu verdanken. Einem, an dem Zühlke bereits seit Jahren mitarbeitet und stets weiterentwickelt. 

Bereits seit Jahren unterstützt Zühlke die RhB im Applikationsbereich. Wir tragen die End-to-End-Verantwortung für mehrere Applikationen, die Zühlke initial entwickelt und eingeführt hat. Gleichzeitig setzen wir aktuell ein neues Projekt von grosser Tragweite um: Die Einführung von Flügelzügen auf dem Netz der Rhätischen Bahn. Die Einführung der neuen Flügelzüge ist ein internationales Projekt, bei dem Zühlke eine bedeutende Rolle spielt. Nicht nur die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in Graubünden und den Partnern in Deutschland macht das Projekt so spannend, auch die Herausforderung, die neuen Züge in die bestehende Applikationslandschaft zu integrieren, während das Team parallel die bestehenden Systeme weiterentwickelt und betreibt.

Verantwortlich für die zentralen Applikationen für einen reibungslosen Schienenverkehr

Die Zusammenarbeit mit der Rhätischen Bahn hat für uns eine besondere Geschichte. Vor über zehn Jahren wurden wir vom Bündner Bahnbetreiber engagiert, um mehrere Informationssysteme zu entwickeln. Die daraus entstandenen Applikationen FIS, ZIS und FLS sind zentral für den reibungslosen Verkehr auf dem Streckennetz. FIS - das Fahrplaninformationssystem - ist die grösste der drei. Mit FIS kann die RhB den Fahrplan so anreichern, damit verschiedenste Anwendungsfälle unterstützt werden können. Zum Beispiel erzeugt FIS die Fahrplandaten für den Austausch mit den SBB Informationssystemen oder für die Ankunfts- und Abfahrtstabellen, die an den Stationen angebracht sind.

Mit ZIS wird das Zuginformationssystem bezeichnet. Diese Applikation umfasst alle Informationen, die in- und ausserhalb des Zuges ausgegeben werden. Wie zum Beispiel die Startstation, die Via-Stationen und die Endstation, die seitlich am Zug angeschrieben sind. Diese Informationen, die für Fahrgäste eine Selbstverständlichkeit sind, müssen vom ZIS je nach Zug-Plattform spezifisch generiert werden.

«Die Einführung der Flügelzüge in die bestehende Applikationslandschaft stellt uns vor die Aufgabe, die grundlegende Modellierung innerhalb der Applikationen zu überarbeiten.»

Davon losgelöst ist die dritte von Zühlke entwickelte Applikation: FLS. Es handelt sich dabei um ein Fahrzeuglokalisierungssystem, welches jeden Zug und jedes Fahrzeug auf dem Streckennetz der RhB ausfindig machen kann. Das funktioniert so, dass an bestimmten Punkten das Streckennetz mit Readern ausgerüstet ist, welche jeden durchfahrenden Zug aufzeichnen und an das FLS übermitteln. Das Lokalisierungssystem dient dem Zugbetreiber beispielsweise zur Wartungsplanung der einzelnen Fahrzeuge.

Ein Zühlke-Team ist zuständig für alle neuen Features und Change Requests in den genannten Applikationen. Kürzlich haben wir die Java EE Web Applikationen mit dem Spring Framework modernisiert. Wir nutzen Docker für die Containerisierung und OpenShift für die Orchestrierung. Die Weiterentwicklung sowie der Betrieb ist also unser Daily Business. Neu hinzugekommen ist aber die Einführung der Flügelzüge in eben diese Applikationslandschaft. Diese Neuerung ist nicht nur in sich eine Herausforderung, sondern stellt uns auch vor die Aufgabe, die grundlegende Modellierung innerhalb der Applikationen zu überarbeiten.

Die Einführung von Flügelzügen auf dem Streckennetz und in der Applikationslandschaft der RhB

Gewöhnliche Züge fahren von Station A nach Station B. Die Besonderheit von Flügelzügen ist, dass sie zwar ebenfalls als ein Zug an einem Abfahrtsort abfahren, sich aber während der Fahrt in zwei Züge teilen, die verschiedene Stationen bedienen und auch an verschiedenen Endstationen ankommen. Der grosse Vorteil von Flügelzügen liegt darin, dass Reisende weniger umsteigen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Flügelzüge erlauben es, dass man einfach sitzen bleiben kann - vorausgesetzt, man ist im richtigen Zugteil eingestiegen. Langfristig werden Flügelzüge zu einem effizienteren Einsatz der Infrastruktur der RhB beitragen. Viel zu lange und halb leere Züge auf Strecken, die nur bis zu einer gewissen Station viele Passagiere befördern müssen, gehören damit der Vergangenheit an.

Die Vorteile der neuen Züge überzeugen. Dennoch ist die Einführung von Flügelzügen ins Netz der Rhätischen Bahn technisch gesehen keine einfache Angelegenheit. Ein Flügelzug wird im Laufe seiner Fahrt zu zwei Zügen. Das heisst, für solche Züge werden mindestens zwei Zugnummern benötigt. Auch verändern sich die Zuginformationen im Verlaufe der Fahrt. Die Fahrgäste müssen schliesslich jederzeit darüber informiert sein, in welchem Zugteil sie sich befinden und wohin ihre Reise führt. Insgesamt hat die Einführung von Flügelzügen einen Einfluss auf die ganze Applikationslandschaft der RhB und soll zum Fahrplanwechsel 2022 abgeschlossen sein.

DevOps in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden und internationalen Partnern

Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit den Applikations-Ownern der Rhätischen Bahn. Von Zühlke sind vier DevOps Engineers in den Projekten beteiligt, zudem ein Business Solution Manager und ein Engagement Manager. Wir setzen Scrum als agile Projektvorgehensmethodik ein, übernehmen die Rolle des Scrum Masters und sind Teil des Entwicklungsteams. Als Know-how Träger der Bahndomäne stellt die RhB den Product Owner.

Die grosse Herausforderung bei der Zusammenarbeit liegt darin, dass es sich gleich um mehrere Projekte handelt. Einerseits sind wir für die technische Integration der neuen Flügelzüge verantwortlich, andererseits auch für Wartungsaufgaben in den bestehenden Applikationen. Somit müssen diese aufgrund der begrenzten Kapazität des Entwicklungsteams priorisiert werden.

«Denn nur so funktioniert DevOps: Wenn alle Beteiligten einen transparenten Überblick über alle anfallenden Aufgaben und Aspekte haben und miteinander statt nebeneinander arbeiten.»

Um den Erfolg aller Projekte garantieren zu können, arbeiten wir eng mit den Mitarbeitenden der Rhätischen Bahn zusammen. Der ständige Austausch über inhaltliche Themen, Wichtigkeit und Dringlichkeit ermöglicht es uns, eine einheitliche Sicht auf unsere Aufgaben zu haben und gleichzeitig unseren Auftraggebern einen transparenten Überblick über unsere Ressourcen zu bieten. Denn nur so funktioniert DevOps: Wenn alle Beteiligten einen transparenten Überblick über alle anfallenden Aufgaben und Aspekte haben und miteinander statt nebeneinander arbeiten. Unsere Auftraggeber bei der RhB profitieren davon, dass sie zu jedem Zeitpunkt unsere Kapazität für die kommenden Sprints einschätzen und so die Priorisierung besser gestalten können. Auch die Kosten haben wir so besser im Griff. Unser höchstes Ziel ist es, unseren Kunden den maximalen Business Value zu liefern. So verstehen wir DevOps und so beschreiten wir auch die Zusammenarbeit mit all unseren Kunden.

FOTO: Andrea Badrutt © Rhätische Bahn

Yannik
Ansprechpartner für die Schweiz

Yannick Rüttimann

Cloud Engineer

Yannick Rüttimann ist Software Engineer und seit September 2018 bei Zühlke. Während seinem berufsbegleitenden Studium (BSc FHZ in Informatik), erarbeitete er sich mehr als fünf Jahre Erfahrung in Network Engineering. Er interessiert sich für Cloud Computing, die kulturellen und technischen Aspekte von DevOps, und Leadership-Themen. Mit Projekten in Telekommunikations- und Transportindustrie konnte er sich Wissen in den zwei erwähnten Domänen aufbauen.

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